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Impuls zum 7. September 2025

Zum 23. Sonntag im Jahreskreis

Von Odilo Metzler (Stuttgart), Mitglied im Bundesvorstand

Wer begreift, was Gott will?

Gebet  
Treuer Gott,
unser Leben ist wie ein Weg, bei dem wir nicht wissen, wohin er führt. Wir erleben, dass Menschen hoffnungslos sind, angesichts der Entscheidungen in unserem Land und in unserer Welt. Rüstung ist wichtiger geworden als Entwicklung, Bildung und Ernährung. Jesus hat uns gerufen, Armen die frohe Botschaft zu bringen, Bedrückte aufzurichten, Schuldigen zu verzeihen. Schenke uns deine Weisheit, deinen Willen zu erkennen und ihn in den Konflikten unserer Zeit zu tun.

1. Lesung: Weisheit 9,13-19
Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen oder wer begreift, was der Herr will? Unsicher sind die Überlegungen der Sterblichen und einfältig unsere Gedanken; denn ein vergänglicher Leib beschwert die Seele und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Verstand. Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was doch auf der Hand liegt; wer ergründet, was im Himmel ist? Wer hat je deinen Plan erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit gegeben und deinen heiligen Geist aus der Höhe gesandt hast? So wurden die Pfade der Erdenbewohner gerade gemacht und die Menschen lernten, was dir gefällt; durch die Weisheit wurden sie gerettet.

2. Lesung: Philemon 9b-10.12-17 
Nimm ihn nicht mehr als Sklaven auf, sondern als geliebten Bruder

Evangelium: Lk 14,25-33
In jener Zeit begleiteten viele Menschen Jesus; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein. 

Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.

Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden.

Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.

Gedanken zur Lesung und zum Evangelium
Wer kann Gottes Plan erkennen, und wer begreift, was Gott will? Diese Frage am Beginn der ersten Lesung könnte auch über dem Evangelium stehen. Wie können wir Gottes Willen erkennen, wenn uns hier immer wieder die Situation durcheinanderbringt und wir die Orientierung verlieren?

Dass man Sicherheiten aufgibt, Familie, Freunde, Besitz, mutet Jesus den Seinen zu, wenn sie ihm folgen. Doch, wer tut das wirklich: Eltern, Partner, Kinder „gering achten“ (wörtlich „hassen“) und auf den ganzen Besitz verzichten. Ich jedenfalls nicht. Und doch liegt eine Wahrheit darin, dass ich das alles nicht besitze und festhalten kann, dass es mir geschenkt ist und ich es ohnehin verlieren werde. Das letzte Hemd hat keine Taschen, sagt der Volksmund. Erich Fromm wies den Weg vom Haben zum Sein.

Ich verstehe Jesus so, dass ich mich durch nichts und niemanden hindern lassen soll, seinen Weg des Vertrauens, der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit und des Friedens zu gehen, neugierig und entschlossen, bescheiden und streitbar. Ich verstehe Jesus so, dass wir von festen Bildern von anderen, gar Feindbildern, dazu kommen, neue Chancen zu eröffnen in einer Haltung der Geschwisterschaft alle Menschen. „Ein Held ist einer, der einen Feind zum Freund macht“, hat unser Freund Reuven Moskovitz, selbst Überlebender des Holocaust, immer wieder gesagt. Diese Haltung wird heute in unseren Medien als naiv angesehen.

Ich verstehe Jesus so, dass es ihm nicht um Sicherheit geht oder gar um Tradition, sondern um Veränderung, um die Eröffnung von Lebenschancen für alle Menschen, besonders für die Armen in unserer Gesellschaft und in unserer Welt. Veränderung geht nicht ohne Konflikte, unter Umständen nicht ohne Brüche. Veränderung braucht Entschiedenheit, ein Ja aus ganzem Herzen. Das meint das Beispiel des Bauherrn und des Feldherrn: meine Kräfte berechnen, klug und entschlossen handeln. Dazu gehört, mit Konflikten rechnen, die Konflikte unserer Zeit annehmen („Kreuz tragen“) und nicht davor weglaufen. Dem darf auch Besitz nicht im Weg stehen, der unser Denken und Handeln bindet. Gerade heute ist diese Konfrontation aktuell, wo Geld und Kapital immer mehr Lebensbereiche bestimmen und Menschen daran hindern, solidarisch, geschwisterlich und in Würde zu leben. Eine „Wirtschaft, die tötet“ (Papst Franziskus) steht der Gottesherrschaft im Wege.

Ich verstehe Jesus so, dass er denen, die 5 Prozent des Sozialprodukts, das durch ungerechten Welthandel und Sklavenarbeit erzielt wurde, für Rüstung und „Sicherheit“ ausgeben, sagt, ihr seid wie Turmbaumeister, die nicht zu Ende gedacht haben und wie Kriegsherren, die sich verschätzen. Über sie werden die Menschen einmal den Kopf schütteln. Medico International sagt es mit den Worten des ägyptischen Schriftstellers Omar El Akkad: „Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein.“ In der Lesung im Buch Weisheit ist es so formuliert: „Einfältig sind unsere Gedanken.“

Wie aber gelingt es uns, Gottes Willen zu erkennen? Wir müssen die Situation analysieren und prüfen, wer die Opfer des Handelns, der Politik und des Systems sind, welche Auswirkungen sie auf die Zukunft haben. Und wir müssen gemeinsam danach suchen, was Menschen frei macht, was Hoffnung gibt, worin die Weisheit besteht, durch die die Menschen „gerettet“ werden.

Gebet
Jesus, unser Bruder,
du hast gelebt und gewirkt, damit Menschen nicht Krieg gegeneinander führen, 
sondern einander beistehen und der anderen Last tragen
du hast die Hoffnung der Propheten bezeugt, die Verheißung,
dass Schwerter zu Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern werden,
dass kein Volk sich gegen das andere erhebt
und nicht mehr für den Krieg geübt wird.
Hilf uns zur Umkehr, wo wir selbst beitragen zu Feindbildern,
zur Abkehr vom Völkerrecht und von gemeinsamer Sicherheit.
Hilf uns zur Umkehr, wo wir dazu beitragen,
dass das Kommen deines Reiches negiert wird.